„So rückwärtsgewandt war schon lange kein Bundesumweltminister mehr“
« NewsübersichtNeben dem Ausstieg aus der Atomenergie ist wesentlicher Gedanke der Energiewende, den Wandel hin zu einer möglichst CO2-neutralen-Gesellschaft zu realisieren.
„Dieses hehre Ziel hat der Bundesumweltminister mittlerweile wohl vollends aus den Augen verloren“, kritisiert Leipziger Energierechtsexperte Prof. Martin Maslaton.
Maslaton: Altmaier freut sich über den Rückgang des Photovoltaik-Zubaus
Der Umweltminister freue sich über den Rückgang des Photovoltaik-Zubaus um 40 bis 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und preise dies noch als großen Erfolg sowie nachhaltigen Kurs, kritisiert Maslaton. „Gleichzeitig lobte er jüngst die Inbetriebnahme von neuen Braunkohlekraftwerken als herausragenden Beitrag zum Gelingen der Energiewende. So rückwärtsgewandt war schon lange kein Bundesumweltminister mehr.“
Die Einspeisevergütungen für Photovoltaik-Strom wurden in den letzten Jahren um zwei Drittel gesenkt, allein im Jahr 2012 je nach Art der Solarstromanlage um 25 bis 30 Prozent. "Wenn Altmaier jetzt auch noch das Abbremsen des Ausbaus lobt, dann stellt er sich gegen all die Bundesbürger die eine Photovoltaik-Anlage auf ihr Hausdach installieren wollen, da die Anlagen mittlerweile erschwinglich geworden sind", stellt Prof. Maslaton fest, der neben seiner Tätigkeit als Fachanwalt für Verwaltungsrecht auch Recht der erneuerbaren Energien an der TU Chemnitz und Umweltrecht an der TU Bergakademie Freiberg lehrt.
Altmaier setzt auf Braunkohle
„Photovoltaik ist eine der großen Säulen der Energiewende! Statt die Bürger dabei zu unterstützen, ganz persönlich etwas für den Klimaschutz zu tun, setzt Altmaier ganz altbacken auf die unflexible und umweltverschmutzende Braunkohle“, sagt Maslaton.
Mit seinem Lob für die Braunkohleverstromung treibe Altmaier seine gegen die erneuerbaren Energien gerichtete Haltung auf die Spitze. Wie Sachsens schwarz-gelbe Energiepolitiker, sei wohl auch Altmaier großer Verfechter der These, dass Kohlekraftwerke die zentralen Träger des künftigen Energieversorgungssystems sein werden und dabei den Platz der Atomenergie einnehmen.
„Dabei wollen wir doch für den Klimaschutz von den fossilen Energieträgern unabhängig werden. Anstatt die Kohle stofflich zu verwerten, wird sie zur Stromerzeugung durch die Kamine gejagt. Das ist alles andere als nachhaltig und umweltschonend. Noch dazu, wo Kohlestrom für den zukünftigen Strommarkt wegen mangelnder Flexibilität nicht gewappnet ist und durch die CO2-Zertifikate zukünftig erheblich teurer wird", bekräftigt der Leipziger Energierechtsexperte.
Maslaton: Wind, Photovoltaik, Solarthermie, Biogas, regelbare Gaskraftwerke und Kraft-Wärme-Kopplung sowie ein leistungsfähiges Leitungsnetz sind das Energiesystem der Zukunft
Dabei könne die deutsche Stromversorgung ganz gut auch ohne Kohlekraftwerke auskommen und so erheblich den CO2-Ausstoß verringern. Kaum eine andere Technologie habe in den letzten Jahren eine vergleichbare Lernkurve durchlaufen wie die Photovoltaik. „Schon jetzt ist es bei weitem günstiger, Strom aus dezentralen Photovoltaik-Anlagen zu beziehen als Braunkohlestrom aus dem Netz", so Maslaton.
„Eine Kombination aus Windenergie, Photovoltaik, Solarthermie, Biogas, hochmodernen regelbaren Gaskraftwerken und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen sowie ein leistungsfähiges Leitungsnetz - das ist das Energiesystem der Zukunft“, bekräftigt Maslaton.
„Ein CO2-armes Energiesystem, ganz ohne die CO2-Schleuder Braunkohle.“ Selbst Braunkohlekraftwerke mit optimierter Anlagentechnik (BoA) erreichen laut Maslaton bei weitem nicht den Wirkungsgrad wie die erneuerbaren Energien, ganz abgesehen von den CO2-Emissionen. „Herr Altmaier hingegen möchte offensichtlich die Atomenergie durch Braunkohleverstromung ersetzen. Ein erschreckendes Szenario”, beklagt Prof. Maslaton abschließend.